Doppelt gefordert – Praktische Tipps für Zwillingseltern
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Dies ist ein Gastbeitrag von Julia Berger. Julia wohnt in der Nähe von Berlin und ist Autorin bei WeAreMoms.de. Diesen Beitrag hat Julia gemeinsam mit einer Freundin, welche Zwillingsmama ist, geschrieben.

Ihr bekommt Zwillinge? Diese Nachricht ist erst einmal wunderschön! Allerdings geht die Erziehung von Zwillingen mit zahlreichen Herausforderungen einher. Ein Erfahrungsbericht mit ein paar Tipps für frischgebackene Zwillingseltern.

Die ersten Wochen nach der Geburt.

Ich würde Zwillinge bekommen. Diese Nachricht brachte mich und meinen Partner zum Strahlen. Befürchtungen und Sorgen traten da erst Mal in den Hintergrund. Zunächst war da einzig und allein die Vorfreude auf die Kinder. Dann kam jedoch die „harte Landung“.

Stillen, Füttern, Wickeln und dann noch den Haushalt meistern, sind schon mit einem Baby nicht ohne. Mit Zwillingen war das schon etwas völlig anderes. Mit zwei Babys tun sich zwangsläufig mehrere Fragen auf.

Stille ich meine Zwillinge einzeln oder zur gleichen Zeit? Kann ich beide Babys voll stillen? Haben meine Babys den gleichen Schlafrhythmus?

Stillen, Wickeln & Schlafrhythmus: Nach der Geburt von Zwillingen steht das Leben auf dem Kopf. Du musst dich erst Mal in deinem neuen Leben einrichten. Besonders gefordert haben meinen Partner und mich folgende Situationen:

  • Stillen: Das Wichtigste zuerst. Mach dir keine Sorgen! Du kannst sehr wahrscheinlich beide Babys voll stillen. Denn die Muttermilch wird durch das Saugen an der Brust angeregt. In den allermeisten Fällen ist genug Milch für beide Kinder da.
  • Wickeln: Für Zwillinge empfiehlt sich eine breite Wickelmatte. So haben beide Geschwisterchen auf der Matte Platz. Falls dir das zu stressig ist: Bring eines der Babys an einen sicheren Platz. So kannst du dich mit voller Aufmerksamkeit auf das eine Baby auf der Wickelmatte konzentrieren.
  • Windeln: Diese Unmengen an Windelabfall, die da produziert werden. Schon bei einem Baby ist es gewaltig. Bei Zwillingen entsprechend schlimmer. Wir haben daher früh auf Stoffwindeln umgestellt. Das schont neben der Umwelt auch den Geldbeutel. Hier gibt’s eine gute Übersicht über die besten Stoffwindeln.
  • Schlafrhythmus: Ganz wichtig für dich und auch die beiden Babys ist die Entwicklung eines gemeinsamen Schlafrhythmus. Bei mir hat es deshalb geholfen, beide Babys im gleichen Bett schlafen zu lassen. Zudem habe ich beide gleichzeitig bzw. kurz nacheinander gestillt und gebadet. Zum Stillen gibt’s spezielle Zwillings-Stillkissen. Dadurch haben sie den gleichen (Schlaf-) Rhythmus entwickelt.

Unterstützung und finanzielle Sorgen.

Ich ging nach der Geburt meiner Zwillinge in Mutterschutz. Mein Partner ging weiterhin zur Arbeit, damit wir unseren Lebensunterhalt bestreiten, und die Zwillinge versorgen konnten. Ein Thema, welches mich doch recht früh umtrieb, waren die finanziellen Sorgen. Mein Partner und ich arbeiten beide im Sozialbereich, der bekanntlich nicht so gut bezahlt wird.

Woran man oft nicht denkt: Bei Zwillingen muss wirklich vieles doppelt gekauft werden. Während bei Geschwisterchen im Abstand von zwei, drei Jahren Kleidung, Milchflaschen oder Kindersitz teilweise wiederverwendet werden können, muss dies bei Zwillingen zweifach her.

Eine weitere Herausforderung für uns: Das soziale Netzwerk. Meine Mutter lebt zwar in der Nähe, allerdings ist sie schon älter und gebrechlich. Damit wir sie nicht ständig um Hilfe bitten mussten, machten wir uns natürlich auch Gedanken darum, wer uns nach der Geburt mit den Babys hilft.

Je größer dein soziales Netzwerk ist, desto leichter fällt die Umstellung nach der Geburt. Nicht umsonst gibt es den Spruch: „Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen“. Hol dir also jede erdenkliche Hilfe!

  • Deine Hebamme unterstützt dich auch noch nach der Geburt.
  • Wenn möglich, bitte die Großeltern um Unterstützung!
  • Bitte auch Freunde um Unterstützung!
  • Beratungsstellen für Familien können dir ebenfalls weiterhelfen.

Eine immense Erleichterung für Zwillingseltern sind finanzielle Hilfen vom Staat. Das steht euch zu bzw. das müsst ihr beantragen:

  • Elterngeld fällt bei Zwillingen höher aus.
  • Der Mehrlingszuschlag berücksichtigt die finanzielle Doppelbelastung.
  • Du hast noch ein kleines Kind? Dann nimm den Geschwisterbonus in Anspruch!
  • Für all diese Hilfen musst du Anträge stellen.
  • Hier findest du zudem eine gute Übersicht über Zwillingsrabatte.

Alles doppelt einkaufen.

Unsere 2-Zimmer-Wohnung würde mit Zwillingen viel zu klein sein. Das wurde uns ganz schnell klar. Wir mussten uns um eine neue Wohnung kümmern. Dazu musste deren Eingangstür breit genug sein. Immerhin musste bald ein Zwillingskinderwagen durch die Tür passen.

Fragen die sich uns aufdrängten: Müssen wir jetzt alles doppelt kaufen? Schon ein Baby stellt das Leben auf den Kopf. Zahlreiche Besorgungen müssen erledigt werden. Kuscheltiere, Kleidung, Babygeschirr, Spielzeug usw. müssen besorgt werden.

Und ja, einiges muss doppelt oder zumindest in grösserer Menge gekauft werden. Unter anderem diese Dinge:

  • Beistellbettchen (1 x die XXL Variante tuts hier allerdings auch)
  • Stillkissen
  • Tragetücher
  • Kindersitz
  • Babywippen
  • Kleidung
  • Milchflaschen
  • Windeln

Für eine der kostenintensivsten Anschaffungen gibt’s aber Entwarnung: Spielzeuge brauchst du nicht doppelt kaufen. Viele Babys haben nämlich unterschiedliche Präferenzen. Und wenn sie doch das gleiche Spielzeug zur gleichen Zeit wollen? Tja, unsere haben dann eben gelernt gemeinsam zu spielen.

Rausgehen mit Zwillingen.

Langsam hatten wir den Dreh raus. Wir gewöhnten uns an unser neues, schönes Leben. Wir wussten wo wir fragen mussten, wenn wir Hilfe benötigten. Unsere süßen Babys wuchsen langsam zu Kleinkindern heran. Und stellten uns vor ganz neue Herausforderungen.

Rausgehen mit den Zwillingen? Eine Neverending-Story, vor der uns niemand gewarnt hat. Die Kinder müssen bei Laune gehalten werden. Als Mama habe ich nur zwei freie Hände. Wenn ich allein bin, sitzen die Kinder erst nacheinander im Auto. Da kommt es häufig zu Unmut oder Geschrei.

Und am Spielplatz geht es weiter: Stolpern, Geschrei, kleinere Verletzungen und Tränen! Puh! So ein Besuch am Spielplatz kann ganz schön herausfordernd sein.

Mit kleinen Zwillingen auf den Spielplatz? Was so harmlos klingt, kann zu einer ganz schönen Herausforderung werden. Hier meine Tipps, damit ihr (etwas) gelassener bleibt:

  • Such dir Begleitung! Ob Oma, Tante oder Freundin – vier Augen können besser aufpassen als zwei.
  • Spielplätze mit Zäunen sind sicherer! Besonders wenn deine Kinder schon rennen können.
  • Ein kleiner Snack hilft, wenn ein Kind beim Raus- oder Heimgehen quengelig wird.

Beiden Zwillingen gerecht werden.

Die größte und wichtigste Frage, die uns umtrieb: Wie werden wir beiden Zwillingen wirklich gerecht?

Wir wollten ihnen das Beste bieten. Für beide gleich viel Zeit haben. Ihnen unsere ungeteilte Aufmerksamkeit und Liebe zu Teil werden lassen. In der Praxis jedoch gar nicht so einfach.

Unser Sohn ist quirlig, lebendig und voller Energie.

Unsere Tochter eher ruhig, sanft und sensibel.

Unser Sohn war häufig sehr vereinnahmend. Uns quälte die Sorge: Bekommt unser Sohn dadurch mehr Aufmerksamkeit als unsere Tochter? Bleibt sie auf der Strecke zurück? Dann auch noch der Vergleich mit befreundeten Eltern. Sind wir gut genug für unsere Kinder?

Eine Frage, die sich wohl alle Zwillingseltern stellen: Werde ich beiden Zwillingen gerecht? Selbstverständlich möchtest du keines der beiden Kinder bevorzugen. In der Praxis sieht das manchmal jedoch anders aus. Kinder konfrontieren einen sofort damit, wenn das Geschwisterchen mehr Kakao im Becher hat oder du nur mit einem Kind schimpfst.

Mein Tipp dazu: Schnapp dir daher wenn es möglich ist zwischendurch eins von beiden Kindern, und schenke ihm deine volle Aufmerksamkeit! Am besten auch noch mit viel Umarmungen und Körperkontakt. Dein Kind fühlt sich dadurch wichtig und wertvoll. Zudem stärkst du sein Urvertrauen.

Das ist meine Meinung dazu

Das Leben mit Zwillingen stellt dich vor zahlreiche Herausforderungen. Und es ist chaotisch, laut und bunt. Ein soziales Netzwerk entlastet dich aber in vielerlei Hinsicht. Scheue dich nicht davor, um Hilfe zu bitten!

Viele Dinge pendeln sich nach der Geburt ein. Und einiges braucht seine Zeit! Aber es lohnt sich!

Text © Julia Berger, Foto Kristin Gründler

Der Zwillings-Check – Warum vergleichen wir unsere Kinder?

Hast du dich öfters schon gefragt, ob deine Zwillinge zeitgerecht entwickelt sind? Wie oft hast du hierzu schon Dr. Google befragt? Vermutlich bist du so auch über meinen Artikel gestolpert oder? Vergleichst du deine Kinder mit anderen Gleichaltrigen, oder vergleichst du deine Kinder untereinander? 

Dabei stellst du fest, dass Zwilling a) bereits erste Worte spricht, ganz anders ist es bei Zwilling b). Beunruhigt dich das? Bist du vielleicht sogar in Sorge? Hast du ein schlechtes Gewissen, weil du als Mama die positive Entwicklung deiner Kinder vor Augen haben solltest und vor allen Dingen auch Vertrauen?

Ich fühle mit dir und kann dich sehr gut verstehen, falls du meine Fragen oft bejaht hast.

Einmal die Woche treffe ich mich mit anderen Zwillingsmamas, deren Kinder wenige Wochen bis Monate älter als Savannah und Silas sind. Hier ertappe ich mich immer wieder dabei, dass ich automatisch Vergleiche ziehe. Die anderen Zwillinge sind z. B. im Sprechen um einiges weiter als meine Zwillinge.

Das hatte mich eine ganze Weile total ins Grübeln gebracht!

Dabei blendete ich völlig aus, dass Savannah und Silas motorisch sehr weit waren. Das zeigte sich besonders beim Kinderturnen. Hier meisterten sie oft viele Hindernisse schneller und geschickter als zum Teil ältere Kinder.

Darüber war ich richtig stolz. Dennoch war ich verunsichert und verfiel immer wieder ins Grübeln was die  Sprachentwicklung meiner Kinder betraf.

Vor allen Dingen Silas verhielt sich sehr ruhig. Immer wieder ermutigte ich ihn daher, bestimmte Worte nachzusprechen, aber er grinste mich meist nur an. Savannah wiederum erweiterte ihren Wortschatz immer mehr.

Da war er wieder der Vergleich. Einfach so! Auf Autopilot!

Auch, wenn ich es als Mama nicht möchte, so passiert es oft automatisch. Ich vergleiche meine Kinder mit anderen oder vergleiche sie untereinander, obwohl sie Junge und Mädchen sind. Ich habe keinen Plan, ob sich das irgendwann ändern wird, oder zum Menschsein dazugehört. Schließlich ziehen auch wir Erwachsene Vergleiche untereinander oder?

Gibt es ein Learning?

Anfang Juni feierten Savannah und Silas ihren zweiten Geburtstag. Wenige Tage später verbrachten wir einen wunderschönen 14tätigen Familienurlaub und im Verlauf unseres Urlaubs erlebte ich Folgendes:

Silas entwickelte einen Übereifer viele Worte nachzusprechen und es gelang ihm auch oft. Zudem war er total wissbegierig und zeigte ständig auf irgendwelche Gegenstände, um zu erfahren, wie sie heißen. So hatte ich mein Kind bisher noch nie erlebt. Savannah sprach auch deutlich mehr und bildete erste Zwei-Wort-Sätze, wie z. B. „am Meer“ oder „Baby Popo“.

Motorisch machten Beide auch einen großen Sprung, was vermutlich daran lag, dass wir jeden Tag zwei verschiedene Spielplätze mit unterschiedlichen Bewegungsangeboten aufsuchten.

All die Unsicherheit im Vorfeld war also total unbegründet. Stattdessen überkam mich das schlechte Gewissen gegenüber meinen Kindern.

Wo war mein Vertrauen geblieben? Warum hörte ich nicht auf mein Bauchgefühl?

Das war mein großes Learning!

Seitdem höre ich wieder mehr auf mein Bauchgefühl und vertraue einfach, dass alles im Leben zum richtigen Zeitpunkt geschieht – so auch jeder Entwicklungsschritt meiner Kinder.

Diesen Entwicklungsschritt möchte ich an dieser Stelle würdigen.

Nicht, um dich zu verunsichern.

Nicht, damit du deine Kinder mit meinen vergleichst,

sondern, weil ich es wichtig finde, dass wir Zwillingsmamas uns vor Augen führen, was wir für einen großartigen Job leisten. Gerade auch dann, wenn unsere Kinder zu früh geboren sind.

Zu oft schauen wir jedoch auf die Dinge, die noch nicht so perfekt sind und lassen uns durch unsere Umwelt verunsichern.

Anstatt jeden Entwicklungsschritt unserer Kinder zu würdigen, verfallen wir ins Grübeln.

Daher mein Tipp: Nimm auch du einen Zettel zur Hand und schreibe einfach mal auf, was deine Kinder schon alles können. Im Alltag geht das nämlich total unter. Ich kann mir vorstellen, dass du am Ende total happy und auch stolz bist.

Savannah und Silas sind 25 Monate – Das ist der Stand ihrer Entwicklung

  • Selbständiges Essen mit Löffel und Gabel
  • Selbständiges Trinken aus einem vollen Becher oder einer Wasserflasche
  • Laufen, Rennen, Hüpfen, Purzelbaum schlagen, auf Zehenspitzen laufen,
  • Meistern Treppenstufen durch das Festhalten am Handlauf (wir wohnen im 2. OG),  die ersten 5-6 Stufen lief Silas schon frei
  • Hände waschen und diese sowie das Gesicht mit einem Handtuch abtrocknen
  • Silas kann die Nase schnäuzen und macht Pipi ins Töpfchen. Die Trefferquote liegt hier bei 100 %, allerdings meldet er sich noch nicht selbständig, wenn er muss
  • Klettern eine Sprossenwand hoch und balancieren sicher über schwebende Hindernisse, allgemein kommen sie auf vielen Spielplätzen sehr gut zurecht
  • Savannah bildet erste Zwei-Wort- und Drei-Wort-Sätze, lernt jeden Tag neue Worte dazu – so auch Silas immer mehr
  • Paddeln und Gleiten durchs Wasser mit ihren Schwimmhilfen (wir planen regelmäßige Schwimmbadbesuche ein)
  • Benennen Körperteile an sich oder an Andere durch Zeigen
  • Sie spielen zusammen, können teilen, aber verteidigen auch ihr Spielzeug und sagen ganz klar nein, wenn sie etwas nicht wollen.
  • Schlafen ihre 12 Std. in aller Regel durch, wobei Savannah nicht alleine einschlafen kann, und auch länger zum Einschlafen benötigt. Silas ist sehr unkompliziert i. S. Einschlafen.
  • Gefühlt verstehen sie alles und erledigen auch kleine Dinge die ich ihnen auftrage, z. B. die Schuhe des Anderen zu mir zu bringen etc.
  • Ziehen sich Jacken und Schuhe selbständig aus. Ziehen Stiefel an und haben gerade die ersten Erfolge eine Sandale selbst anzuziehen oder helfen sich hier  gegenseitig mit dem Klettverschluss
  • Putzen ihre Zähne, zum Teil auch mit einer elektrischen Zahnbürste. Man muss sie aber beobachten, da sie auch gerne mal Unfug machen
  • Klatschen, Tanzen und Summen mit zur Musik
  • Können Bauklötze zu einem Turm zusammenbauen oder werfen sich einen Ball zu
  • Fahren Laufrad, wobei sie hier auch noch schnell die Lust verlieren
  • Beide sind sehr aufgeweckt und imitieren oft unser Verhalten durch Nachahmung
  • Rollenspiele sind vermehrt zu beobachten, so wird der Teddy gefüttert oder die Babypuppe bekommt ihren Schnuller und wird anschließend hingelegt

Diese Aufzählung ist nicht abschließend.

Magst du mir erzählen, was deine Zwillinge schon alles können? Passiert es dir auch immer wieder Mal, dass du Vergleiche ziehst?

Ich freue mich über einen Austausch, gerne hier in der Kommentarfunktion.

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