Elterninterview mit zweifach Papa Georg

Elterninterview mit Papa Georg

Vor einigen Wochen lernte ich den sympathischen zweifach Papa Georg kennen und durfte mit ihm ein Elterninterview führen. Georg ist ganz großartig auf meine Fragen eingegangen und ist wahrhaftig ein Papa, der sich auch darüber Gedanken gemacht hat, wie er unseren Mama-Alltag gerade mit einem kleinen Baby erleichtern kann. Hab ich euch etwa neugierig gemacht? Na dann wollen wir mal direkt in das Interview starten.

Hallo Georg, ich freue mich, dass ich mit dir dieses Interview führen darf. Erzähl doch mal etwas über dich?
Hey Nadja, die Freude ist ganz meinerseits. Ich komme aus Österreich, genauer aus dem schönen Klagenfurt im Süden Österreichs. Dort lebe ich mit meiner Freundin Babsi (genauer gesagt meiner Verlobten… hach das klingt immer noch irgendwie schräg) und meinen beiden Kindern, Andreas und Paula. Schon seit meiner Schulzeit war programmieren meine große Leidenschaft und so hab ich dann in Graz Softwareentwicklung und Wirtschaft studiert. Dann kam vor einigen Jahren das iPhone auf den Markt und seit man dann dafür auch noch Apps machen konnte, mach ich Apps. Für mich ist das zwar schon meine Arbeit, mein täglich Brot, vor allem aber mein Hobby. Ich finds cool was man damit alles machen kann und vor allem, dass ich es immer dabei haben kann.
Wie hast du die Schwangerschaft deiner Basis erlebt? Wurdest du miteinbezogen und worin haben sich die beiden Schwangerschaften unterschieden?
Das war extrem cool. Bei der ersten Schwangerschaft wusste ich anfangs nix, weil wirs ja auch nicht aktiv forciert haben. Wenns passiert cool, aber Stress, na… hamma nit. Und dann war meine Freundin beim Frauenarzt, ich in Wien bei einem Kunden und sie hats halt gar nimma ausgehalten zu warten bis ich am nächsten Tag wieder da bin. Dann hab ich ein Ultraschallfoto von ihr bekommen und bin vor Freude in Tränen ausgebrochen. Muss für die Passanten auf der Straße komisch gewesen sein.
Und die Schwangerschaften waren super cool. Also beide. Ich finde Frauen mit Babybäuchen einfach super schön.
Die strahlen meistens dann so ein Glücklich-Sein aus. Unsere beiden Schwangerschaften haben wir dann – beim Andreas noch jeden Tag, bei der Paula einmal pro Woche – dokumentiert und halt so ein Timelapse draus gemacht. Schau ich mir immer wieder gerne an! Fotografie ist neben meiner Arbeit ein weiteres Hobby von mir. Aber so richtig realisiert dass ich bald Papa sein werde, war erst im Krankenhaus zur Geburt vom Andreas… aber ich glaub das geht vielen Vätern so.
Bei der Paula war dann schon alles cooler. Also wir waren cooler. Weil man ja weiß was so auf einen zukommt. Und es war halt auch lässig dem Andreas zu erklären was da passiert und zu sehen dass er am Ende auch schon seeeehr gespannt war.
Wie sehr haben die Kinder dein Leben verändert (was ist anders) und vor allen Dingen wie muss ich mir so einen typischen Papa-Alltag bei dir zu Hause vorstellen?
Quasi komplett. Also da braucht man nix drum rumreden. Aber ich würde sagen sehr zum positiven. Ich war von der ersten Sekunde absolut bis über beide Ohren in beide verliebt. Geändert hat sich halt meine Spontanität. Es geht jetzt halt nicht mehr einfach mal spontan nach der Arbeit noch auf ein Bier zu gehen… Sport muss ich jetzt besser planen und das letzte mal mit der Babsi ALLEINE Essen + Kino ist schon länger her… (obwohl ich mich an dieser Stelle ganz fest bei meiner Mutter bedanken möchte, die uns wirklich unglaublich toll unterstützt). Aber statt Bier nach der Arbeit komm ich halt dafür jetzt heim und der Andreas stürmt mir entgegen – Papa, Papa, Papa, …. –  und berichtet aufgeregt von seinem Tag. Und mittlerweile krabbelt die Paula auch schon hinterher.
Und das ist dann immer wieder so unglaublich schön dass es alles andere vergessen lässt! Wochentags ist es so, dass ich mit dem Andreas in der Früh mit dem Lastenrad in die Kindergruppe (KITA heißt das bei euch glaub ich?!?) fahre und dann weiter in mein Büro. Das ist ganz praktisch, weils ca 200m von meinem Büro entfernt liegt. Und Abend komm ich dann halt heim und wir essen zu Abend, spielen noch und dann geh ich mit dem Andreas ins Bett zum Buch-lesen. Paula wird aktuell noch von der Babsi niedergelegt, weil sie halt noch stillt und die Paula auch die Brust noch braucht. Nix sonderlich spezielles denk ich. Und am Wochenende machen wir dann halt meistens Action… Zum See, in die Berge oder so Sachen… Mir ist es jedenfalls wichtig Zeit mit der ganzen Familie zu verbringen.
Was ist Dir wichtig bei der Erziehung Deiner Kinder? Worauf legst Du großen Wert? Hast Du gemeinsam mit deiner Babsi Rituale, z. B. beim Zubettbringen eurer Kinder?
Hm… Babsi sagt immer dass ich eher anti-authoritär bin. Das würd ich jetzt mal nicht ganz so sagen. Mir ist es sehr wichtig dass wir immer alle höflich und nett zueinander und anderen sind. Ich würde meinen Kindern gerne weitergeben dass Freundschaft und Familie immer über allem steht und dass auch wenn man sich mal streiten sollte, man sich immer wieder möglichst gleich ausreden und versöhnen sollte. Aber ja, ich will meine Kindern Dinge selbst ausprobieren lassen, weil nur so lernt man ja, oder? Neugierde muss gefördert werden! Und Ihnen halt vorleben was sinnvoll und was nicht sinnvoll ist.
Ohne jetzt abschweifen zu wollen, aber in Zeiten wo so manche Politiker immer mehr Zeit damit verbringen Gesellschaften zu teilen anstatt zu verbinden, möchte ich meinen Kindern zeigen, dass man mit Offenheit, Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit viel mehr Spaß am Leben hat. Unsere Rituale, also Dinge die quasi jeden Tag gleich ablaufen… ich bin seit der Geburt von Paula der Andreas-Beauftragte. Vor Paula hab ich Andreas unter der Woche schlafen gelegt (nachdem er abgestillt war) und Babsi am Wochenende, weil ich ihn unter der Woche ja weniger gesehen hab und somit am Abend noch gut mit ihm kuscheln konnte. Aktuell bin ich halt der ausschließliche Andreas Beauftragte. Unser Abend läuft aktuell so ab, dass wir gemeinsam Zähneputzen, ihn umziehen und dann im Bett noch ein Buch lesen und dann schläft er ein und ich hin und wieder gleich mit. Dann muss mich die Babsi wieder wecken, dass wir auch noch gemeinsam genug Zeit haben.
Wann warst du zuletzt mit deiner Babsi aus, z. B. im Kino und hast du noch Zeit für Hobbys?
Das letzte mal dass NUR wir zwei Abends unterwegs waren, war,  glaub ich eine Woche vor Paulas Geburt. Da sind wir schick essen gegangen und haben uns im Kino einen echt lustigen Film angeschaut. Sonst haben wir es bis jetzt (nochmal danke an meine Mama) ein paar mal geschafft gemeinsam Laufen zu gehen oder Mountain zu biken. Für mich ists natürlich auch einfacher mal so eine Stunde oder so selbst was zu machen. Aber wenn die Babsi dann abgestillt hat, wirds umgekehrt auch wieder so sein. Mir ist schon sehr bewusst dass es sehr sehr anstrengend sein kann auf zwei Kids aufzupassen und will sie da so gut es geht unterstützen. Und ich hab vor kurzem den super frühen Morgen für mich zum sporteln entdeckt. Um 5 in der Früh hat man zwar ein bisschen mit seinem Schweinehund zu kämpfen, aber dann kommt man um 7 heim, kann sich mit den Kindern für den Tag fertig machen und hat auch schon was getan. Kann ich empfehlen!
Was bewunderst du bei deiner Babsi in Bezug auf die Erziehung eurer Kinder am meisten, und was denkst du, was bewundert sie an dir?

ALLES würd ich sagen. Also wirklich! Hut ab, ich finde sie macht das so derart liebevoll und gut! Sie ist extrem geduldig, obwohls ja oft nicht einfach ist, aber sie meistert das wunderbar. Vor allem beschäftigt sie sich halt einfach wirklich den ganzen Tag mit den Zwergen und zeigt ihnen geduldig die Welt. Ich denke ihr gefällt meine Ruhe. Wenns halt manchmal dann doch sehr an den Nerven zehrt, dann versuche ich halt Ihr Ruhepol zu sein und ich denk dass das für sie fein ist. Ich versuch halt immer positiv zu denken und nicht immer an alles was-ist-wenn zu denken, weil die Vergangenheit ja gezeigt hat, dass es immer irgendwie geht.

Was würdest du anderen werdenden Vätern raten? Vielleicht kannst du hierzu kurz etwas aus der Anfangszeit mit eurem Andreas und eurer Paula erzählen. Was war für euch die größte Herausforderung als das Kind dann da war, was viel euch wirklich schwer?
Also meine Botschaft Nummer eins sollte sein: Gratulation! Freut euch! Auf euch kommt eine so unglaublich schöne Zeit zu! Es klingt jetzt sicher kitschig, aber es war bei uns von Anfang an einfach SUPER GEIL! Wir sind aber halt auch nicht die aller jüngsten Eltern. Ich war 31 und Babsi 32 bei der Geburt vom Andreas. Und natürlich heißt super geil auch nicht, dass es nicht anstrengend wäre, aber es ist so unglaublich schön so ein kleines Zwutschi da zu haben. Wenns einem zum ersten mal bewusst anlächelt, nach den Fingern greift. Einfach nur schön! Mein Rat wäre davor alles das zu machen, was mit Klein-Kindern eher schwierig ist. Also reisen, reisen, reisen. Das ist dann mit Kleinkindern halt einfach anders. Wir machen dass immer noch sehr sehr gerne, aber es ist halt jetzt mehr gemütlicher Strand-Urlaub, was früher halt Road-Trips und Sport-Abenteuer waren. Und dann wenn das Kind da ist, ist mein Rat sich Zeit zu nehmen.
Es gibt so unglaublich viele spannende Dinge die man beobachten kann wenn so ein kleines Ding die Welt erkundigt und Dinge ausprobiert. Was ich anderen Jung-Vätern aber auch noch umbedingt sagen will… es ist super super anstrengend für die frische Mama, also unterstützt die Mamas wo’s nur geht. Gerade beim zweiten Kind ist dass dann nochmal wichtiger…Den ganzen Tag nur mit Kleinkindern zu reden ist super anstrengend und intellektuell halt auch nicht super befriedigend… Also umbedingt der Mama da viel Arbeit annehmen und ihr Zeit zum verschnaufen geben!
Lieber Georg, ich hatte es ja bereits ganz zu Anfang angekündigt, aber noch nichts verraten. Jetzt aber…Beschreibe doch mal bitte, wie es zu Deiner App „BabyDiary“ kam und was die App kann?
Naja, wie anfangs schon gesagt ist meine Arbeit ja mein Hobby. Als wir am zweiten Tag nach der Geburt vom Andreas die Frage der Hebamme bekamen, wann die Babsi an welcher Brust zuletzt gestillt hat, konnte sie das nicht mehr so ganz sicher beantworten und hat sich auf die Suche nach Apps gemacht. Und nachdem mir mein Beruf echt Spaß macht und ich das Glück habe für echt tolle Kunden arbeiten zu dürfen, denen User-Experience und UI-Design auch wichtig sind, habe ich halt den Anspruch, dass eine App die man jeden Tag verwendet, wirklich gut funktionieren muss um möglichst nicht als Last empfunden zu werden. Leider war das bei keiner der Apps die wir damals getestet haben der Fall und somit hab ich damals begonnen selbst was für die Babsi zu machen. Leider noch alleine und ich kann halt leider echt so gar nicht designen. Aber da hab ich halt das super Glück einen der besten Designer zu kennen, Wolfgang Bartelme – er hat schon einige Apple Design Awards gewonnen, weiß also wirklich was er tut.
Und dann haben wir das ganze gemeinsam nochmal begonnen. Und ich wollte halt auch dass die App nicht nur rein das Log-Buch für die Dinge wird, die man so und so jeden Tag machen muss, sondern als Erinnerung für die ganz vielen unendlich schönen Momente im Jung-Eltern-Leben fungiert. Ich möchte mir für immer alle Wortkreationen meiner Kinder merken. Ich will wissen, dass Wasser für den Andreas Baja geheißen hat und dass es nicht die Strumpfhose war sondern die Strumperhose. Ich find das einfach so unglaublich süß. Und auch das Festhalten von Meilensteinen find ich was tolles. Andere Apps wirken eher wie ein liebloses Front-End für eine Datenbank. Da gehört Liebe und Emotion rein wenn sich sein Baby zum ersten Mal dreht oder der erste Zahn durchkommt (Jippie… war bei Paula am Wochenende soweit).
Die ganze App muss irgendwie leben. Da müssen Dinge schön animieren, da müssen die Dinge intuitiv zu bedienen sein, es muss alles stimmig sein und das ganze muss Spaß machen es zu bedienen. Und dann sollte das ganze auch gut ausschauen. Ich denke dass uns das ganz gut gelungen ist, wir sind aber immer für Feedback offen. Ich freu mich über jede Email die ich bekomme und setze die Ideen unserer User auch sehr gerne um! Wichtig ist mir auch der Umgang mit den Daten. Ich bin selbst jemand der mit den Daten meiner Kinder sehr vorsichtig ist. Und meine App lässt die Daten alle NUR am eigenen Handy. Aktuell arbeite ich an einem Sync um Daten mit dem Partner zu teilen, aber auch das muss so sein, dass die Daten verschlüsselt bleiben und NUR für die beiden Personen verwendbar ist. Und das weiß man halt nur dann, wenn man die App selbst macht. Und nebenbei ists ja schön noch ein weiteres Baby in App-Form zu haben.
Ein weiteres Baby in App-Form? Dieses Interview habe ich eindeutig mit einem Mann geführt!

Eure

 

 

 

Ps: Ja ich habe tatsächlich noch ein „ps“ für euch….in meinem nächsten Artikel teile ich mit euch meine Erfahrungen mit der BabyDiary App, die ich durch den lieben Georg kennenlernen durfte.

Pflegekind – Unser Weg zum Wunschkind

Mein Elterninterview zum Thema Pflegekind

Meine eigene Kinderwunschzeit liegt hinter mir. Heute bin ich Mama von zwei wunderbaren Kindern. Jede Kinderwunschfamilie hat ihre eigene Geschichte, und während sich für die einen der Traum vom eigenen Kind nach vielen Jahren doch noch erfüllt, so gibt es auch die Kinderwunschpaare, die alternative Wege gehen müssen, um ihrem Wunschkind zu begegnen. So wie bei Sarah. In Form eines Interview haben Sarah und ich gemeinsam ihre Geschichte „Unser Weg zum Wunschkind“ festgehalten.

Liebe Sarah, ich freue mich, dass ich heute mit dir dieses Interview führen darf. Stelle dich bitte kurz einmal vor. Wie alt bist du und woher kommst du?

Hi Nadja, ich bin gerne dazu bereit, um vielleicht anderen auch die Scheu vor dem Thema „Pflegekinder“ zu nehmen. Also mein Name ist Sarah, ich bin 33 Jahre alt und lebe mit meinem Ehemann und unseren 3 Pflegekindern an der Nordsee in  Schleswig-Holstein.

Sarah, wir haben uns über Facebook kennengelernt und du hast mir ein paar wertvolle Reisetipps mit auf den Weg gegeben, und dabei von deinen Pflegekindern erzählt. Bei unserer Unterhaltung stellte sich hierbei heraus, dass wir eine große Gemeinsamkeit haben. Eine lange Kinderwunschzeit.     Magst du mir ein wenig aus deiner Zeit erzählen?

Ja gerne, ich habe meinen Mann mit 22 Jahren geheiratet. Nach 1 Jahr unserer Ehe war der Kinderwunsch da, der sich leider nicht über die 2 folgenden Jahre erfüllte. Leider mussten mir nach einigen Untersuchungen die Eileiter entfernt werden. Mein Mann und ich standen der künstlichen Befruchtung positiv gegenüber, weil alles andere stimmte (Eier, Samen etc.). Umso größer waren dann die Enttäuschungen, dass es nicht geklappt hatte. Ich bin mir sicher, dass es irgendwann sehr wahrscheinlich auch funktioniert hätte, aber ich konnte nicht mehr mit den Enttäuschungen umgehen.

Dein Kinderwunsch hat sich dann letztlich doch erfüllt, wenn auch anders wie ursprünglich geplant und erhofft. Du bist jetzt Pflegemutter…ich sage einfach mal Mama :-). Kannst du mir erzählen, was der Auslöser für dich und deinen Mann war Pflegeeltern zu werden? Wäre auch Adoption für euch eine Option gewesen?

Vor mehreren Jahren haben wir uns schon einmal beim Jugendamt über Adoption oder auch Pflegekinder informiert, aber wir konnten uns das mit dem „fremdem“ Kind einfach nicht vorstellen. Wir haben mit unserem unerfüllten Kinderwunsch abgeschlossen und unser Leben wieder genossen (mit der Familie, mit Freunden, durchs Reisen oder auch einfach nur zu zweit im eigenem Heim).

Vor 4 Jahren bekamen wir neue Nachbarn, die sehr schnell in unserer guten Nachbarschaft Anschluss gefunden haben. Kurz darauf bekamen sie ihren ersten Pflegesohn und wir haben das folgende Jahr beobachten können wie schön sie zu einer Familie zusammen gewachsen sind.  Das live zu sehen und mit zu erleben war für uns der Auslöser umzudenken und den Schritt zu wagen.

Welche Voraussetzungen muss man als Paar mitbringen, um Pflegeeltern zu werden und wie muss ich mir das ganze Verfahren vorstellen? Wie ist also der Ablauf, an wen muss ich mich wenden, und weißt du ob das Pflegeverfahren von Bundesland zu Bundesland immer gleich ist, oder ob es hier Besonderheiten gibt?

Als Pflegeeltern wird man zu Mama und Papa des Pflegekindes, man darf nicht vergessen, dass das Pflegekind somit zwei Mamas und Papas hat. Es ist sehr wichtig, das man sich vorher schon darauf einstellt und einem klar ist, dass die leiblichen Eltern wichtig für das Pflegekind sind. Ich persönlich habe damit auch überhaupt keine Probleme, ich habe durch meine Pflegekinder so viel Schönes gewonnen.

Wir waren zu einem zweitem Erstgespräch beim Jugendamt, um uns über das Thema Pflegeltern noch einmal zu informieren. Daraufhin wurden wir zu einem Seminar eingeladen, das alle Pflegeeltern machen müssen, um Pflegekinder aufzunehmen. Das Seminar selber ging über 2 Wochenenden. In diesem Seminar erfuhren wir viel über die Rechte und Pflichten von Pflegeeltern, redeten über unsere Beweggründe und hörten erfahrenden Pflegeeltern zu. Das Seminar kostete kein Geld und war auch nicht verbindlich, eigentlich half es uns sogar noch einmal darüber nach zudenken, ob wir das alles wirklich wollen. Nach dem Seminar mussten wir dem Jugendamt ein Führungs- und Gesundheitszeugnis vorlegen.

Die Mitarbeiterin vom Jugendamt meldete sich für einen Nachmittag an, um sich die Gegebenheiten in unserem Haus anzuschauen. Was sehr nett und zwanglos ablief, sie bat uns freundlich um Einsicht in unsere Gehaltsabrechnungen, um sicher zu stellen das wir kein Arbeitslosengeld beziehen. Die Mitarbeiterin hat uns gefragt was wir uns „wünschen“ würden, also z.B. Geschlecht und Alter oder ob wir auch ein behindertes Kind aufnehmen würden. Das Geschlecht war uns egal, wir hatten den Wunsch ein Kind bis zu 1 Jahr alt bei uns aufzunehmen und baten darum uns nicht für behinderte Kinder anzufragen.

Bei uns ging es sehr schnell :

– Oktober: Erstgespräch

– November: Seminar

– Dezember: Erstanfrage für ein Pflegekind , Kurzzeitpflege, lehnten wir aber ab

– Januar: 1. Pflegekind

Die Verfahren sind nicht von Bundesland zu Bundesland, sondern von Jugendamt zu Jugendamt unterschiedlich. Das Seminar findet bei den meisten, wie mittlerweile auch bei uns, ein Jahr lang, jede 2te Woche einen Tag, statt. Man sollte sich an das Jugendamt in seinem Landkreis wenden, allerdings kann man sich auch an ein anderes wenden.

Sarah du hast mir erzählt, dass Du Mama von mehreren Pflegekindern bist. Magst du mir ein wenig von deinen Pflegekindern erzählen. Wie schnell kamen sie zu dir und in welchem Alter? Dabei stellt sich mir auch die Frage, wie lange du schon Pflegemama bist und wie fühlt es sich an?

Ich fühle mich nicht nur so, sondern ich bin auch die Mama von allen dreien Mäusels ☺

Der Älteste kam mit 1 Jahr zu uns und ist vor kurzem 3 Jahre alt geworden. Im März letzten Jahres bekamen wir ein 4 Monate altes Mädchen und im September kam der 5 Monate alte leibliche Bruder des großen noch dazu. Somit bin ich jetzt seit 2 Jahren Pflegemama und genieße jede Sekunde davon. Die beiden Jungs sind zur dauerhaften Pflege bei uns und die kleine Prinzessin soll demnächst in den leiblichen Elternhaushalt zurückgeführt werden. Das Pflegekinder zurückgeführt werden, ist sehr selten, da es schon starke Gründe geben muss, um sie überhaupt aus der Obhut der leiblichen Eltern heraus zu nehmen. Ich weiß, dass die leiblichen Eltern unserer Pflegetochter alles versuchen und alles machen, damit sie Ihre Tochter wieder bei sich aufnehmen können. Und wenn die Umstände zuhause wieder alle stimmen, dann ist es für sie ja auch gut wieder bei ihren leiblichen Eltern aufzuwachsen. Nun war ich bei ihr aber auch von Anfang an darauf eingestellt.

Gibt es eine zeitliche Begrenzung, wie lange ein Pflegekind bei dir bleiben darf und welche Rechten und Pflichten hast du als Pflegemutter? Besteht Kontakt zu den leiblichen Eltern?

Als Pflegeeltern weiß man anfangs nie wie lange das Pflegekind bleiben wird. Man kann es für sich einschätzen, wenn man die Gründe der Herausnahme erfährt. Wir führen ein ganz normales Leben wie andere Familien auch, allerdings gibt es einige Dinge die dann doch anders sind 😉  Wir als Pflegeeltern haben kein Sorgerecht, somit brauchen wir z.B. eine Einverständniserklärung für Impfungen. Auch Auslandsreisen müssen wir dem Jugendamt vorher anmelden. Den Vertrag für die Kita mussten auch die leiblichen Eltern, als Sorgeberichtigte, unterschreiben. Ich binde die Eltern gerne dabei mit ein, die leiblichen Eltern freuen sich darüber und fühlen sich wichtig für ihr Kind.

Es gibt für jedes Kind jedes Jahr ein Hilfeplangespräch beim Jugendamt. Bei diesem Termin wird über das Kind, über die Umgangszeiten und die Ziele der leiblichen Eltern gesprochen. Umgangszeiten bei Pflegekindern sind sehr unterschiedlich. Oft findet ein Umgang nur alle 14 Tage statt. Bei unserer kleinen finden mehrere Umgänge die Woche statt, damit die starke Bindung zu den leiblichen Eltern bestehen bleibt. Als Ansprechpartner steht uns eine Mitarbeiterin des Jugendamtes immer zur Verfügung, wenn wir Fragen haben oder auch wenn wir unsere Sorgen und Ängste loswerden möchten. Außerdem bekommen wir, für uns aber nicht der Grund Pflegeeltern zu werden, finanzielle Unterstützung .

Für jedes Pflegekind bekommen wir 745 € Pflegegeld. Auch bei der Erstausstattung eines Pflegekindes bekommt man bis 1500 € Beihilfe (Mobiliar, Kleidung, Kinderwagen, Autositz etc.). Ebenfalls wird der Kindergartenplatz auch durch das Jugendamt übernommen. Der positive Nebeneffekt dadurch ist, das ich die Elternzeit die mir für jedes Kind zusteht voll ausnutzen kann und bei den Kindern bleiben kann und nicht nach einem Jahr wieder arbeiten gehen muss.

Welche Eigenschaften sollte man deiner Meinung nach als Paar mitbringen, wenn man ein Pflegekind aufnehmen möchte, und mit welchen Hürden oder Schwierigkeiten muss man ggfls. als Pflegeeltern rechnen, die viel emotionale Stärke erfordern?

Viel Verständnis und Liebe. Und vor allem sollte man sich nie ein Urteil über die leiblichen Eltern bilden. Pflegekinder werden in ihrer Pflegefamilie genauso groß wie Kinder in ihrer eigenen Familie. Der einzige Unterschied ist, dass die Pflegekinder mehr Termine haben, wie z.B. die Umgänge und das man nicht alles alleine entscheiden kann. Natürlich ist das Schlimmste was passieren kann für Pflegeeltern, dass ein Pflegekind zurückgeführt wird. Uns war wichtig, dass unser erstes Pflegekind in dauerhafter Pflege bleibt und unsere Ansprechsperson beim Jugendamt hat uns fallabhängig bei unserem ersten Pflegesohn angefragt. Nachdem wir einschätzen konnten das er bleibt, waren wir auch dazu bereit ein Pflegekind auf Zeit aufzunehmen.

Das wichtigste für das Pflegekind ist es, die leiblichen Eltern als seine voll zu akzeptieren. Man sollte sich immer selber vorstellen in einer Pflegefamilie groß geworden zu sein und egal was deine leiblichen Eltern gemacht hätten, sie wären immer noch deine Eltern und wichtig ☺

Liebe Sarah, du bist so ausführlich auf meine Fragen eingegangen und hast dir dafür Zeit genommen. Fällt dir vielleicht noch etwas ein, was ich dich hätte fragen können?

Bei deiner Frage mit dem Verfahren bin ich nur auf den Ablauf eingegangen bevor man das Kind bekommt.  Bei einer Anfrage vom Jugendamt für ein Pflegekind läuft es immer unterschiedlich ab und ist aber auch zugleich das Aufregendste. Wenn der Anruf vom Jugendamt kommt, wird man gefragt, ob man sofort oder in den nächsten 2 Tagen ein Kind aufnimmt. Das einzige was man als erstes erfährt, ist das Geschlecht und das Alter, und manchmal erfährt man auch was über die Hintergründe, aber manchmal auch nicht. Dieser Moment ist super aufregend, denn nun muss schnell gehandelt werden. Besorgungen müssen erledigt werden, für ein Pflegekind haben wir tatsächlich alles an einem Tag besorgen können und damit  meine ich all das wofür frisch gebackene Eltern 9 Monate Zeit hatten. Bei den Übergaben waren wir auch immer sehr aufgeregt und haben uns auf den Zuwachs unserer Familie gefreut.

Ich danke dir für dieses schöne Interview und freue mich an dieser Stelle sehr, dass du und dein Mann mit euren Pflegekindern zu einer wunderbaren Kinderwunschfamilie herangewachsen seid.

Danke, ich habe das gern getan und  falls Leser spezielle Fragen haben, so dürfen sich diese gerne per Mail an mich wenden Naline42@googlemail.com.

Interview mit der alleinerziehenden Zwillingsmama Nina

Mein Elterninterview mit Zwillingsmama Nina

Als Zwillingsmama ist mein Familienalltag stark durchorganisiert und den Takt geben hier meine Kinder vor. Sie wollen gewickelt, gefüttert, geknuddelt und beschäftigt werden. Der Haushalt läuft dann oftmals nebenbei und die eigenen Bedürfnisse stehen weit hinten an. Als Mama hat man einen Fulltime-Mama-Job, aber spätestens wenn der Mann von der Arbeit nach Hause kommt, drückt man ihm gerne mal beide Kinder in die Arme. Zeit zum Durchatmen und etwas Zeit für sich selbst. Wie sieht allerdings so ein Familienalltag mit zwei kleinen Kindern aus, wenn man alleinerziehend ist? In einer Zwillingsmami WhatsApp habe ich Nina kennengelernt. Nina ist alleinerziehend und Mama von Zwillingen.

Liebe Nina, möchtest du dich und deine Kinder kurz einmal vorstellen? Wie alt bist du und wie alt sind deine Zwillinge?
Hallöchen, ich bin die Nina, 35 Jahre jung , und Mama von den Zwillingsmädchen Leonie und Fabienne. Am 07.01.18 sind die Beiden ein Jahr alt geworden. Wir wohnen in Neumarkt i. d. Opf, Bayern, in einem kleinen Häuschen.
Seit wann bist du alleinerziehend und wie darf ich mir deinen Alltag mit den Kleinen vorstellen? Ist der Papa noch da für seine Kinder und/oder hast du familiäre Unterstützung?
Ich bin seitdem die Beiden 4 Monate alt sind alleinerziehend. Zum Vater selbst gibt es bis heute keinen Kontakt. Er möchte diesen nicht, und ich werde den Kontakt auch nicht suchen. Familiäre Unterstützung habe ich nicht und habe das Glück auf diese auch nicht angewiesen zu sein, denn der Alltag mit den Zweien war von Anfang an entspannt. Bereits im Krankenhaus waren es liebe Kinder und wir durften bereits 14 Tage nach der Entbindung nach Hause. Hier angekommen ging es entspannt weiter. Leonie und Fabienne haben tagsüber und auch nachts viel geschlafen. Bis heute sind die Beiden pflegeleichte Kinder und mir fiel es daher leicht von Anfang an alles alleine zu machen bis heute.
Gab es eigentlich Momente oder auch längere Abschnitte als alleinerziehende Mama, in denen du dich einfach nur noch müde gefühlt hast? Tage, an denen du einfach nicht mehr konntest?
Also ich muss sagen bis jetzt gab es nie Tage wo ich hätte sagen können „ICH KANN NICHT MEHR“. Ich mache mir darüber aber auch keine Gedanken, sondern mach einfach, und Power hab ich zu 99,99999% immer. Die Beiden machen es mir aber auch leicht, denn sie schlafen zwischen 10-12 Stunden durch in der Nacht. Manchmal wollen sie ihren Schnuller oder Musik hören, aber dann wird weiter geschlafen.
Thema Auszeit. Gibt es so etwas für dich? Wie füllst du deine Energiereserven wieder auf?
Auszeit im eigentlichen Sinne gibt es bei mir nicht. Wo ich bin sind auch meine Kinder, 365 Tage im Jahr und das rund um die Uhr. Was mir allerdings gut tut, ist eine heiße Tee. Ein heißes Bad, wenn die Beiden schlafen, oder einfach ein langer Spaziergang mit den beiden Mäusen.
Was unterscheidet dich von einer alleinerziehenden Einlingsmama. Hat sie es einfacher?
Ich denke, dass sicherlich in den ersten Monaten eine Zwillingsmama voll ausgelastet ist. Später allerdings hat es meiner Meinung nach eine Einlingsmama schwieriger. Ihre ganze Energie muss sie einem Kind schenken, während meine Beiden miteinander spielen, was sie ja jetzt schon tun. Ich muss nicht außer Haus, damit sie jemanden haben – im Gegenteil sie werden sich immer haben und ob ich jetzt für ein Kind koche oder für zwei ist dann wirklich nebensächlich.
Findest du Nina, dass der Staat oder auch unsere Gesellschaft alleinerziehende Mamis genug unterstützt? 
Gute Frage. Ich bekomme ja derzeit noch Elterngeld und danach Landeserziehungsgeld. Hier habe ich wohl Glück, dass ich in Bayern lebe. Mal schauen, wie es danach weiter geht, aber ich denke, dass ich dann wieder ganz normal arbeiten gehen werde.
Liebe Nina, wie schwer ist es für dich wieder einen neuen Partner zu finden, wenn ich fragen darf. Bist du dazu überhaupt wieder bereit?  
Ehrlich gesagt genieße ich es gerade Single zu sein und ein neuer Mann an meiner Seite ist mir zur Zeit nicht wichtig. Allerdings bin ich auch der Meinung, dass man einen Partner an seiner Seite nicht sucht, sondern durch einen blöden Zufall findet :-).
Was würdest du anderen alleinerziehenden Mamis raten oder als Tipp mit auf den Weg geben? 
Als Alleinerziehende ist es wichtig, an sich zu glauben und positiv zu denken. So wie man es macht, ist es richtig. Man sollte nicht auf andere hören. Macht es so wie ihr es möchtet und für richtig haltet, und ihr schafft dann alles, auch wenn es manchmal schwer fällt. Kurz durchatmen und dann geht es weiter…geht es immer….Das ist ein kleiner Einblick in meinem Leben und meiner Einstellung zu diesem.
Danke Nina für das schöne Gespräch und den Austausch.